Abrakadabra?

 
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Harry Potter, Bibi Blocksberg, … ein bisschen beneiden wir sie doch alle. Was wäre das doch für eine zauberhafte Welt, wenn wir sie mit ein paar Sprüchen nach unserem Willen beeinflussen könnten. Ich liebe diese Geschichten auch und habe mich schon oft in eine solch magische Welt hineingeträumt.

Doch eigentlich besitzen wir viel mehr Zauberkraft als uns bewusst ist. Harry Potter und seine Freunde lernen in Hogwarts, welche Worte für welche Situation die richtigen sind. So wie wir alle als Kinder von unseren Eltern und der Umwelt.

„Du Schlampe!“ / „Danke“ / „Ich liebe dich“… Um nur mal ein paar Zaubersprüche aufzuzählen. Die Macht der Worte ist viel stärker, als wir uns oft bewusst sind. Wir können andere Menschen verführen, einschüchtern, zur Weißglut bringen  – ihre Stimmungen in alle möglichen Richtungen verändern. „Worte öffnen Türen“ heißt es außerdem nicht zu Unrecht. So kann man sich etwa bei einem Vorstellungsgespräch geschickt „verkaufen“ oder mit gelernter Rhetorik Massen für sich begeistern.

Rote Haare, krumme Nase, langer Mantel?

Die Vorstellungen von Hexern, Magiern oder Zauberern ist wahrscheinlich fast so alt wie unsere Vorstellungskraft selbst. Auch die verschiedenen Bezeichnungen und die Geschlechterverteilungen sind dabei sehr spannend. Mit einem Magier verbinde ich einen attraktiven und geheimnisvollen Mann im mittleren Alter, mit einer Hexe eine alte und hässliche Frau. Im „dunklen“ Mittelalter wurden massenweise Frauen am Scheiterhaufen verbrannt, weil man ihnen teuflische Kräfte andachte. Vielleicht hatten viele Frauen damals schon ein gewisses Talent für die richtigen Worte und das Zwischenmenschliche (das natürlich manipulativ sowohl zum Nutzen als auch zum Schaden anderer eingesetzt werden kann). Und gleichzeitig hatten sie besonders damals einen Mangel an weltlicher Macht, um für ihre bloße Existenz nicht willkürlich verurteilt zu werden.

Unsere alltägliche Sprache kann also viel mehr bewirken als das geheimnisvolle „Abrakadabra Simsalabim“, das wir in Büchern und Filmen bestaunen können. Aber auch diese normale Kommunikation will gelernt sein. Nicht umsonst gibt es tausende Ratgeber zum Selbstmarketing, Studien zu gewaltfreier Kommunikation oder Regelwerke zum höflichen Umgang miteinander. Dort fehlt zwar der Zauber des Unerklärlichen, der Harry Potter und Bibi Blocksberg so beneidenswert macht. Dafür ist unsere alltägliche Sprache wesentlich effektiver als „Abrakadabra“.

Vielen Dank, ich liebe dich!

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Mehr dazu: Vom wahren Wert der Worte
Außerdem: Do-it-yourself-Therapeut

Corinna Günther

Ich bin eine sprachbegeisterte Hobby-Fotografin mit Liebe zum Detail. Seit der Lektüre von Pascal Merciers "Nachtzug nach Lissabon" verliebt in die Philosophie, möchte ich das Leben im Alltag mit mehr Achtsamkeit beobachten, genießen und verknüpfen.

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