Über die Freiheit

 
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In der Philosophie gibt es ein paar Themen, die tauchen immer wieder auf. So auch der Begriff der Freiheit. Aber was bedeutet dieses Wort für uns im Alltag?

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit? Freiheit der Berufswahl, Freiheit der Kunst?

Die offizielle Definition unterscheidet zwischen dem Nicht-Gefangensein („In Freiheit leben“) und der Handlungsfreiheit. Ersteres ist ein politischer Begriff und betrifft die große Mehrheit in Europa: Wir sind frei darin, unsere Wohnung zu verlassen und spazieren zu gehen. Wir sind frei darin, unsere (nicht verletzende) Meinung laut zu äußern. Wir sind frei darin, uns viele Aspekte in unserem Leben, wie Beruf oder Wohnort, auszusuchen – so steht es im Grundgesetz.

Freie Entscheidung = Freie Handlung?

Die Handlungsfreiheit ist schwieriger zu beschreiben. Bin ich frei in meinen Handlungen? Der erste Gedanke ist ja, ich kann schließlich heute im Bett bleiben oder aufstehen. Stehe ich auf, kann ich duschen gehen oder frühstücken. Frühstücke ich, kann ich Marmelade aufs Brot schmieren oder Käse – die Möglichkeiten sind unabstreitbar sehr groß. Die Frage bleibt, ob das unter Handlungsfreiheit zu verstehen ist.

Für mich ist (Handlungs-)Freiheit nicht in allen Fällen vorhanden, in denen ich mich für eine Handlung entscheide. Stellen wir uns vor, wir kommen an eine Weggabelung. Um uns herum ist weites Land und wir sind völlig fremd hier. Jetzt können wir uns vermeintlich frei entscheiden, nach links oder nach rechts abzubiegen. Aber wir haben keine Ahnung, wohin uns die Wege führen. Das ist für mich keine Freiheit, sondern Zufall.

Mehr als Marmelade

So ist es auch im Alltag: Zwar bin ich frei darin, Marmelade statt Käse auf mein Brot zu schmieren (siehe auch: Käse statt Marmelade!). Ich weiß, wie beides schmeckt und ich kann mich über Herstellung und die meisten anderen Faktoren informieren. Aber bei wichtigen Entscheidungen im Leben sieht es schon anders aus. Wieviel Zufall steckt etwa hinter meiner Berufswahl? Habe ich beispielsweise zwei Job-Zusagen erhalten, muss ich mich entscheiden. Ich weiß aber meistens sehr wenig über den tatsächlichen Berufsalltag in Job A oder Job B. Freie Berufswahl?

Der Begriff der Freiheit wird im Alltag häufig als Druckmittel verwendet. Du hast unendlich viele Möglichkeiten, also nutze sie! Tu möglichst viel Gutes und entscheide dich weise!

Entscheidung oder Wahl?

Man kann sich der Handlungsfreiheit auch über die sprachliche Abgrenzung von Entscheidung und Wahl nähern. Eine freie Entscheidung kann ich aufgrund verschiedener Prämissen und Annahmen fällen. Eine freie Wahl habe ich auch ohne Hintergrundinformationen, sobald es mehr als eine Option gibt. Soll heißen: An der oben beschriebenen Weggabelung habe ich zwar die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten, eine freie Entscheidung kann ich aber in dem Sinne nicht treffen.

Eine Anmerkung zum Schluss: Dieser Text fällt unter die Kategorie „Gedankenspiele“ und basiert dementsprechend auf meinen persönlichen Überlegungen, Erfahrungen und Angelesenem. Es gibt sicherlich unterschiedliche Ansätze dazu – insbesondere bei einem so großen Thema wie dem Freiheitsbegriff. Außerdem beziehen sich meine Gedankenspiele immer auf das alltägliche Leben und sind stark vereinfacht dargestellt.

Corinna Günther

Ich bin eine sprachbegeisterte Hobby-Fotografin mit Liebe zum Detail. Seit der Lektüre von Pascal Merciers "Nachtzug nach Lissabon" verliebt in die Philosophie, möchte ich das Leben im Alltag mit mehr Achtsamkeit beobachten, genießen und verknüpfen.

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