Blogs auf allen Kanälen?

 
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Ein Blog, das ist ein Web Log – also ein Tagebuch im Internet. Für mich ist ein Tagebuch etwas Persönliches, das ich nicht mit der ganzen Welt teilen möchte. Mein eigenes Tagebuch ist daher nicht digital, sondern steht in wunderschönen Büchern als fortlaufende Reihe sortiert in meinem Regal (wie ich hier schon einmal geschrieben habe). Diese Website dagegen sehe ich eher als eine Art digitale Pinnwand, auf der ich öffentlich meine Meinung zu verschiedenen Themen ausdrücke.

Heute schreibe ich den hundertsten Beitrag für meinen Blog! Ich nehme dieses feierliche Ereignis zum Anlass, über ein Thema zu schreiben, das schon lange in meinem Kopf ist: Die Zeitschrift I like Blogs. Folgt man dem Link, kommt man zu einer Weihnachts-Ausgabe, was zeigt, dass die Zeitschrift am Markt keinen Erfolg hatte.

Ich bin vor Monaten in einem Bahnhofskiosk über die Zeitschrift gestolpert und habe mich nach dem Sinn eines solchen Printkonzepts gefragt. Möchte da nicht einfach jemand Geld mit Content rausschlagen, den es bereits kostenlos im Netz zu finden gibt? Und vor allem: Funktioniert ein „Blog“ noch, wenn er analog ist?

Ich denke, dass Blogs genau wie Youtube-Kanäle von dem Gefühl der Abonennten leben: Man meint, den Autor zu kennen und man möchte genau diese Themen in dieser Form konsumieren. Das heißt, der Leser hat speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Blogs gefunden, hat sich mit ihnen „angefreundet“ und liest oder überfliegt die Beiträge, wenn er dafür Zeit und Lust hat. Eine allgemeine Zeitschrift, die diese spezielle Selektion für mich übernimmt, kann es nicht geben.

„I like Blogs“ hat fünf verschiedene Kategorien, die sich nicht von anderen Zeitschriften unterscheiden. Es geht grob ums Basteln, Essen, Reisen und Kaufen. Wo ist also der Mehrwert? Auf der Seite ist zu lesen: „Bei 900 Millionen Blogs im Netz entscheidet oft der Zufall, wo wir hinklicken.“Aber das stimmt nur, wenn wir Blogs nicht als Abonnent konsumieren, sondern eigentlich keine Ahnung haben, wie wir uns im digitalen Raum bewegen. Menschen, die Blogs mögen (so der Titel der Zeitschrift), haben meiner Meinung nach in der Regel sehr wohl einen Weg gefunden, ihren Interessen im Netz nachzugehen.

Nicht zuletzt stört mich die Ansprache der Zeitschrift. „Kennen Sie auch tolle Blogs“, wird da auf der Home-Seite gefragt. Kaum ein Blog, der sich mit den oben genannten Themen beschäftigt, siezt seine Adressaten. Das Gefühl, den Verfasser zu kennen, wird durch diese förmliche Ansprache zusätzlich zunichte gemacht.

Ist eine Printversion von Blogs also überhaupt nicht sinnvoll? Oder müsste man das Konzept einfach anders gestalten, um mehr Erfolg als „I like blogs“ zu erzielen?

Auch wenn mein Blog nur eine geringe und meistens stumme Leserschaft hat, so freue ich mich doch über jeden Leser und vor allem über jeden Kommentar!

Corinna Günther

Ich bin eine sprachbegeisterte Hobby-Fotografin mit Liebe zum Detail. Seit der Lektüre von Pascal Merciers "Nachtzug nach Lissabon" verliebt in die Philosophie, möchte ich das Leben im Alltag mit mehr Achtsamkeit beobachten, genießen und verknüpfen.

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