Pokémon Go – Angst vor Realitätsverlust

 
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Ich bin grundsätzlich ein ruhiger, friedlicher Mensch. Und ich liebe das Spielen, wie ich immer wieder erwähne. Wenn ich jedoch erlebe, wie viele Menschen herablassende oder gar hasserfüllte Kommentare zu Spielern abgeben, werde ich wütend. Und ja, es geht um Pokémon Go. Es geht um dieses Spiel, das mit (relativ) neuer Technik und Spielart Menschen auf der ganzen Welt begeistert. 

Warum dieses Misstrauen?

Bei dem einen lässt das Spiel Kindheitserinnerungen wach werden, bei dem anderen ist es ein Anreiz, nach draußen zu gehen – und bei einem ist es einfach der Spaß an der Freude. So oder so – es kann euch egal sein! Diese Menschen verstoßen nicht gegen Gesetze, nicht einmal gegen ethische. Warum dann dieses große Misstrauen, die gehässigen Kommentare, die ich anfangs erwähnte und die ich selbst ständig anhören muss – ob auf der Straße oder im Netz? Ich denke, der Mensch mag es nicht, wenn er etwas nicht versteht. Und zugegeben, der Hype um Pokémon Go ist auch nicht unbedingt verständlich.

Welche Argumente haben die Hater?

„Ständig die Augen auf dem Smartphone“, „Die sind doch alle süchtig“ oder „Schlimm, wie die in ihrer digitalen Welt leben… das führt doch zu Realitätsverlust“. So oder so ähnlich kann man die Vorwürfe zusammen fassen, die auf Pokémon Go – Spieler einprasseln. Was ist der Auslöser? Zum ersten Mal wird sichtbar, wie viele Menschen digitale Spiele leben. Statt in den eigenen vier Wänden sind die Spieler nun draußen, auf der Straße, am Markplatz – und leider auch auf Friedhöfen. Da prallen Welten aufeinander, die vorher wenig bis gar keine Berührungspunkte hatten.

Realitätsverlust?

Die Argumente von Pokémon Go – Gegnern sind in meinen Augen in den meisten Fällen völlig inhaltsleer. Was bedeutet denn „Realitätsverlust“? Geht ihr wirklich davon aus, dass Pokémon-Jäger bald nicht mehr wissen, dass es keine Dragorans und Pummeluffs gibt? Dass sie ihr Smartphone angucken und annehmen, Pikachu sei ihr bester Freund? Fast alle Menschen, die sich über Pokémon Go aufregen, haben aus meiner Erfahrung selbst nie das Spiel gespielt – oder sich wenigstens genauer über die Spielregeln informiert. Ja, es sind meistens Menschen, die zuletzt im Alter von sechs Jahren ein Spiel gespielt haben: Wenn Kinder und Jugendliche spielen, ist das Spiel zu „realitätsfremd“ und gefährlich – wenn Erwachsene spielen, ist das abnormal und dumm.

Ich könnte noch so viel dazu sagen, aber eigentlich möchte ich nicht. Für mich ist klar: Jeder sollte tun und lassen können, was er möchte, sofern er sich im legalen und ethisch vertretbaren Rahmen bewegt. Und Pokémon Go ist, trotz des großen Hypes, „nur“ ein Spiel.

Corinna Günther

Ich bin eine sprachbegeisterte Hobby-Fotografin mit Liebe zum Detail. Seit der Lektüre von Pascal Merciers "Nachtzug nach Lissabon" verliebt in die Philosophie, möchte ich das Leben im Alltag mit mehr Achtsamkeit beobachten, genießen und verknüpfen.

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