Wie gut, dass Engel WLAN haben

 
12 Mag ich
1 Sekunde

An meinen neuen Schutzengel,

ich habe gesehen, dass du online bist. Wie gut, dass Engel WLAN haben. Es gibt so vieles, dass ich dir erzählen möchte. Du fehlst mir. Dein Körper fehlt mir. Jede Minute, jede Sekunde. Besonders jetzt, auch wenn das gelogen ist. Der Advent war noch nie unsere Jahreszeit, diese Zeit, wenn der Blick aus dem Fenster auf unsere Gedanken abfärbt.

Das Jahr geht zu Ende. Es war ein schreckliches, grausames, eiskaltes Jahr. Ein Traum, ein Alptraum. Von Januar bis Dezember. Dezember. Als alles zu Ende ging, nicht nur das Jahr. Ich weiß gar nicht, was ich tun und was ich sagen kann. Mein Himmelszelt ist eingestürzt. Und du schaust auf mich herab und fragst dich: Was hat sie nur? Der Dezember ist doch fast vorüber. Die schlimmste Zeit überstanden. Über so vieles haben wir geredet, so vieles wird mir erst jetzt richtig klar.

Mein Himmelszelt ist eingestürzt, doch ich habe ein gutes Gerüst. Ich habe so viel Glück. Und jetzt habe ich auch noch einen Schutzengel. Mein Engel. Du hast mir gezeigt, wie ein Mensch sein soll. Du, meine Seelen- und Blutsverwandte, mein bester Freund, mein großes Vorbild. Stärke war dein zweiter Vorname. Ich will mich dir weiter und immer zum Vorbild nehmen. Bleibe stark.

Ich habe dir immer einen Platz in meinem Herzen frei gehalten, das weißt du. Ein Platz, der jetzt nicht mehr leer sein muss. Du komplettierst mich. Ich möchte dir die WG bieten, die du immer gesucht hast. Mein Engel. Du wurdest andernorts dringender gebraucht als hier, wo deine großartigen Fähigkeiten immer zu kurz kamen. Ich lasse dich nicht ganz ziehen, nehme dich in mir auf, wenn du nicht gerade die Welt auf ganz neuen Wegen erkundest.

Wie gut, dass Engel W-Lan haben. Auch im neuen Jahr werde ich an dich denken, dir schreiben, dich um Rat fragen. Und du wirst mir Wärme schenken, wenn meine Gedanken frieren. Du bleibst bei mir, ich habe es im Gefühl. Die Blutsverwandte musste gehen, die Seelenverwandte ist mir näher als je zuvor. Du wohnst jetzt in meinem Herzen. Mit WLAN- Verbindung zu meinem Kopf.

Jetzt sind wir wieder eins, mein Engel und ich.

Corinna Günther

Ich bin eine sprachbegeisterte Hobby-Fotografin mit Liebe zum Detail. Seit der Lektüre von Pascal Merciers "Nachtzug nach Lissabon" verliebt in die Philosophie, möchte ich das Leben im Alltag mit mehr Achtsamkeit beobachten, genießen und verknüpfen.

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