Zensur oder Jugendschutz? Der „Negerkönig“ bei Pippi Langstrumpf wird zum „Südseeherrscher“ und die „Negerlein“ im Kinderbuch „die kleine Hexe“ werden zu „Messerwerfern“.
Die Befürworter der Umschreibung verweisen auf die besonderen Umstände von Kinderbüchern, bei denen andere Maßstäbe gelten müssten. Wie soll einem schwarzen Kind das Wort „Neger“ erklärt werden, ohne seine Gefühle zu verletzen? Mit der Zeit sei aber die Einsicht gewachsen, dass die Authentizität des Werks der sprachlichen Weiterentwicklung untergeordnet werden muss, sagte der Chef des Thienemann-Verlags Klaus Willberg.
Die Kritiker berufen sich ihrerseits auf das Grundgesetz, in dem Zensur untersagt ist. Die politische Korrektheit sei unangebracht und lächerlich, hört man von mehreren Seiten.
Ich kann die Diskussion um die „bösen Wörter“ zwar verstehen, plädiere aber für ehrliche Auseinandersetzung statt heimlicher Umformulierung. Verschweigen ist nur dann eine Lösung, wenn man für sich selbst keine Erklärung finden kann.
In meiner Kindheit habe ich viele Bücher gelesen, in denen fremde Begriffe auftauchten – meistens habe ich nachgefragt und meistens bekam ich eine befriedigende Antwort. „Das hat man früher so gesagt, aber heute ist das eine Beleidigung.“ Wäre das keine Möglichkeit, die befremdenden Ausdrücke zu erklären? Ich würde eine solche Vorlese-Situation dazu nutzen, um meinen Kindern die Entwicklung von Sprache zu erklären. Aufklärendes Lesen statt Zensur.
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