Für die PR-Fundsachen, ein Blog-Projekt des PR-Schwerpunkts an der Hochschule Darmstadt, habe ich meinen ersten Artikel geschrieben:
Wie zweischneidig automatische Twitterfeeds sein können, zeigte uns letzte Woche eine PR-Aktion der Bild. Am Freitag (04. April) liefen alle Tweets mit dem Hashtag #KaempfenSchumi auf der Startseite des Bild-Sportressorts ein – ohne manuelle Prüfung durch die Redaktion. Ein gefundenes Fressen für Bild-Gegner, mit der Boulevard-Zeitung abzurechnen: So twitterte der Nutzer @mvandot unter dem Schumi-Hashtag und fügte ein Bild bei, auf dem dick „BILD IST SCHEIßE“ geschrieben stand.
Hihi oder geschmacklos?
Die Satiriker von @extra3 machten einen Screenshot von diesem Fauxpas und verbreiteten ihn auf Twitter. Kurze Zeit später war der automatische Feed von der Seite verschwunden, die Bild gibt sich verärgert: Über solche Themen scherzt man schließlich nicht.
Den Stein ins Rollen hatte zuvor die Nutzerin @sophieyassmann gebracht, die mit einem Screenshot vom eingebundenen Tweet „Bild ist blöd“ demonstrierte, wie Nutzer eine Hashtag-Einbettung missbrauchen können. Höchstwahrscheinlich hätte dieser kleine Scherz keine große Beachtung gefunden, wenn die Bild nicht darauf per Tweet geantwortet hätte – und es als „geschmacklos“ bezeichnete. Durch diese Äußerung scheint sich die Bild erst recht ein Eigentor geschossen zu haben. Schließlich steht sie selbst oft genug in der Kritik, nicht genug Feingefühl zu besitzen.
Kein Imageverlust für die Bild
Vielleicht aber war die Antwort auch eine bewusste Provokation, um aufgebrachte Nutzer weiter anzustacheln. Mehr Tweets bedeuten größere Publicity. Auch wenn die Twitterer in ihren Beiträgen über die Zeitung herziehen – das Image der Bild ist einfach schon zu gefestigt.
Sucht man auf Twitter nach #KaempfenSchumi, findet man sowohl amüsierte Tweets zu der automatischen Einbettung als auch brüskierte Kommentare, die jede Art von Scherz im Zusammenhang mit Schumachers Verletzung für unmoralisch halten. Dabei haben die Witze inhaltlich überhaupt nichts mit dem Rennfahrer zu tun. Die Nutzer diskutieren hier aneinander vorbei.
- Die Botschaft, die bei Bild-Gegnern ankommt: Bild bettet Twitter ungefiltert ein.
- Die Botschaft, die bei Bild-Lesern ankommt: Bild sorgt sich um Schumacher, taktlose Twitterer nehmen diese Sorge nicht ernst.
Am Ende kann die Bild doch nur gewinnen. Dieser kleine Twitter-Streich wird wohl kaum jemanden dazu bewegen, seine Meinung über die Zeitung zu ändern. Dafür war er aber umso medienwirksamer. Denn die Botschaft der Bild, Solidarität mit Schumacher zu vermitteln, ist wahrscheinlich bei den meisten Lesern angekommen.