Käse statt Marmelade!

 
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Wie mich ein Käsebrot über das Leben nachdenken lässt.

Es ist verrückt, eigentlich geht es hier auf den ersten Blick nur um ein Frühstück. Ich komme gerade morgens vom Joggen, dusche kalt und habe dann richtig Hunger. Die Uhr steht auf Vormittag, also – Frühstück. Doch gerade, als ich zum Marmeladenglas greifen will, halte ich inne. Ich mag jetzt eigentlich gar keine Marmelade essen. Seit einiger Zeit ist das mein übliches Frühstück: Marmeladenbrot mit Kaffee. Das schmeckt mir ja auch, klar, sonst würde ich es nicht täglich essen. Aber es ist mir so zur Gewohnheit geworden, dass ich gar nicht mehr darüber nachdenke.

Und so horche ich in mich hinein, was ich jetzt gerade, unabhängig von Uhrzeit und Gewohnheit, gerne schmecken möchte. Jetzt sitze ich mit Käse-Gurkenbrot am Schreibtisch und schreibe über mein Frühstück. Einige werden sich jetzt denken, dass diese winzige und überaus banale Entscheidung keinen zweiten Gedanken wert ist. Aber ich glaube, dass ich nicht die Einzige bin, die häufig aus reiner Gewohnheit heraus handelt. Beim Thema Ernährung fällt mir dieses Phänomen nur am meisten auf. Schon neulich, als ich mit Freundinnen im Café saß und mir eine Johannisbeersaftschorle bestellte. Verrückt, in einem Café! Wo ich doch gerne Kaffee trinke.

Mehr Achtsamkeit im Alltag

Auch und besonders diese kleinen Dinge halte ich für wichtig. Achtsamkeit. Ich glaube, genau das ist es, was dieses sehr in Mode gekommene Wort für mich bedeutet. Sich ständig fragen: Will ich das? Was will ich JETZT? Und dann natürlich je nach Schwere der Entscheidung abwägen, ob man nicht trotzdem gegen seine momentanen Gelüste handeln möchte, weil es für später sinnvoll ist. Im Moment leben heißt ja nicht, sämtliche Konsequenzen außer Acht zu lassen. Da ist es wieder, das Wort. „Außer Acht“ lassen. Was ist das Gegenteil von diesem Ausdruck? „In Acht nehmen?“

Mir geht es auch nicht um Entscheidungen unter Druck, wie etwa wenn der Kellner nach deiner Bestellung fragt und du eben schnell etwas sagst. Nein, mir geht es um Entscheidungen, die aus der Gewohnheit heraus entstehen. Die man dann vielleicht gar nicht bereut, weil man selbst beim Verzehr des Marmeladenbrots nicht darüber nachdenkt, ob man es eigentlich gerade essen will. Die sprichwörtliche „Macht der Gewohnheit“ hat zumindest mich mehr im Griff als ich bisher dachte.

Ich will mich mehr in Achtsamkeit üben, auch wenn das nicht so einfach ist, wie es klingt. Konzentrieren, fokussieren, wahrnehmen. Entscheiden – und handeln. Auch wenn es nur ums Frühstück geht.

Corinna Günther

Ich bin eine sprachbegeisterte Hobby-Fotografin mit Liebe zum Detail. Seit der Lektüre von Pascal Merciers "Nachtzug nach Lissabon" verliebt in die Philosophie, möchte ich das Leben im Alltag mit mehr Achtsamkeit beobachten, genießen und verknüpfen.

3 Comments:

  1. Ich esse immer das, was zuerst weg muss 😛 Und ich stelle grad fest, dass an mir kein Philosoph verloren gegangen ist…

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